Chancen und Barrieren
Kommunikation und Interaktion
Zum Thema Kommunikation und Interaktion nehmen die sehgeschädigten Studierenden teilweise gegensätzliche persönliche Positionen ein. Ein Teil der Studierenden wünscht sich mehr Rücksichtnahme und Hilfestellung von Seiten der Mitstudierenden und Lehrenden. Andere sehgeschädigte Studierende betonen die nötige Eigeninitiative, wenn es darum geht, dass ein Sehgeschädigter spezielle Anforderungen hat. Ein blinder Studierender zitiert ein portugiesisches Sprichwort: "Wenn das Baby nicht plärrt, wird es nicht gestillt." Nur, wenn man seine Probleme kund tut, kann der andere sie erkennen und entsprechend handeln. Diese Haltung setzt Mut und die volle Akzeptanz der Sehschädigung voraus.
Für einen sehbehinderten Menschen sind die Grenzen zwischen Selbstständigkeit und dem Bedarf nach speziellen Anforderungen ("Extra Würsten") sicherlich schwieriger zu meistern als es bei einem blinden Menschen der Fall ist. Ein Blinder wird mit den Grenzen seiner Möglichkeiten i.d.R. deutlicher konfrontiert. Viele sehbehinderte Studierende, denen man die Sehbehinderung nicht einmal ansieht, möchten nicht als "behindert" erkannt werden, d.h. sie streben nach einem Studium, das so abläuft wie bei jedem anderen auch und nehmen dafür auch einige persönliche Nachteile in Kauf.
Die persönlichen Einstellungen der Studierenden prägen das kommunikative Verhalten. Zusätzlich beeinflusst die individuelle Art der Sehbehinderung das Auftreten und die Wünsche hinsichtlich der Kommunikation. Denn jede Sehbehinderung birgt ihre eigenen Grenzen und Möglichkeiten.
An Dozenten richtet sich der Wunsch nach Akzeptanz, Verständnis und vor allem Offenheit für die Suche nach individuellen Lösungen, da jede Sehbehinderung eine andere Lösungen erfordert.