Chancen und Barrieren
Gestaltung von Lehrmaterial
In 14 Lernszenarien war die Präsentationsform des Lehrmaterials Gegenstand der Befragung und Bewertung. Die unten aufgeführten Präsentationsformen wurden in der Lehrveranstaltung angewendet.
Zu beachten: Die untenstehenden Ergebnisse treffen eine Aussage darüber, ob die Präsentationsformen so eingesetzt wurden, dass sie für Blinde und Sehbehinderte zugänglich waren. Sie treffen keine Aussage darüber, ob eine Präsentationsmethode für Sehgeschädigte geeignet bzw. ungeeignet ist.
Es gilt folgende Einteilung: sehr gut = 1, gut = 2, schlecht = 3
Präsentationsform | Zugänglichkeit |
---|---|
Overheadfolien | 2, 2, 3 |
Leinwände (auf einer ist der Dozent, auf der anderen die Präsentation zu sehen) | 2 |
PowerPoint oder sonstige per Beamer präsentierte Folien | 3, 2, 3, 2, 2, 2, 2 |
Internetseiten per Beamer | 2, 2, 2 |
Film | 2 |
Audio-CD | 2 |
Handschriftliches Anschreiben auf Folie oder Tafel | 3, 3 |
Folgende Anmerkungen treten gehäuft auf und verdeutlichen die Bewertung:
- Der Kontrast ist schlecht, weil teilweise nicht wahrnehmbare Farbkombinationen verwendet werden (gelb auf weiß etc.).
- Am schlechtesten zugänglich sind handschriftliche Aufzeichnungen.
- Es werden nicht geglättete und damit schlecht zu erkennende Schriftarten verwendet.
- Direktes Mitlesen im Skript erweist sich als hilfreich.
-
Internetseiten als Präsentationsform sind günstig, da über
DUKATH mitgelesen werden kann.
- Die Zugänglichkeit von Folien und Internetseiten hängt von der Art der Gestaltung ab. Dokumente, dazu gehören das gesamte Lehrmaterial, vor allem aber Folien, sollten übersichtlich gestaltet und klar strukturiert sein. Wichtig ist, sie nicht mit Inhalt zu überfrachten.
- Folien sollten lange genug auf der Leinwand betrachtet werden können. Overheadfolien, die über ein Kamerasystem vergrößert werden, sind schlecht lesbar. Schön wäre es, wenn sich die Technik der Kameras so verbessern ließe, dass eine bessere Qualität der übertragenen Folien entstünde.
Speziell für Blinde gilt:
- PowerPointfolien können nur gelesen werden, wenn sie blinden Studierenden vor oder nach der Veranstaltung zur Verfügung gestellt werden.
- Handschriftliche Aufzeichnungen sind nicht lesbar.
Verbalisierung
Fällt die Möglichkeit, Lehrmaterial visuell zu erfassen weg, oder ist sie eingeschränkt, kommt dem Hören, dem auditiven Weg eine größere Bedeutung zu. Ganz wichtig ist die Benennung allen Handelns. Personen müssen direkt angesprochen werden, ein "hier" und "dort" muss genau bestimmt werden. Präsentationen in Form von Bildern müssen ausführlich verbal erläutert werden. Bilder sind nicht zugänglich.

Erfahrung eines blinden Studierenden: Gäbe es das VWL-Skript und alle zusätzlichen Daten in LaTeX statt im PDF-Format, könnte er den Text direkt selbst lesen. Nur einzelne Formeln müssten dann umgesetzt werden. Im anderen Fall muss das gesamte Skript von Tutoren z.B. in das Dateiformat Word transkribiert werden (siehe Kapitel Studium und Multimedia, Dateiformate).
Erfahrungen eines sehbehinderten Studierenden bei einer Veranstaltung unter Einsatz eines Whiteboards: Probleme gibt es mit der Geschwindigkeit visuell vermittelten Stoffes. Es ist wichtig zu erkennen, wo genau die Schrift, also der virtuelle Stift ansetzt. Die "Geisterhand" ist optisch schlecht, sehbehinderte Studierende können zu spät oder gar nicht erkennen, wo auf dem übertragenen Bild gerade etwas eingezeichnet wird, da der Überblick über die gesamte Darstellung fehlt.
Erfahrungen einer sehbehinderten Studierenden mit Vorlesungen, die aufgenommen und per LAN (
NUKATH) ins Netz eingespeist werden: Die Wiederholbarkeit der Veranstaltung, das mehrmalige Hören und die Möglichkeit während der Vorlesung zu stoppen, um beispielsweise eine Stelle mit der Vergrößerungssoftware zu vergrößern, wird als sehr positiv empfunden. Die betreffende Studierende erzielte in diesen Veranstaltungen sehr gute Ergebnisse und war sehr motiviert.
Erfahrung blind: Ein Angebot barrierefreier Software vom Rechenzentrum wird gewünscht.
Erfahrung sehbehindert: Die Uni-Homepage sollte übersichtlicher gestaltet werden, die Infosuche wird als schwierig empfunden, die Struktur ist nicht klar. Gewünscht wird ein effektiveres Telefonverzeichnis mit der Möglichkeit, Telefonnummern nach Instituten und Positionen zu suchen.
Erfahrung blind: Die Technik selbst hindert oft die Kommunikation. Austausch- und Nachfragemöglichkeiten kommen oft zu kurz. Störend sind auftretende Verzögerungen bei der Übertragung von Audio und Echos.
Erfahrung blind: Televorlesungen sind für Blinde sehr anstrengend, da der Teilnehmer einzig und allein auf Ton angewiesen ist. Parallel werden immer mehr Inhalte (visuell) dargestellt, ein Blinder kann diese Inhalte nur sukzessive erfassen.